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Die Grabtafel wird geöffnet

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Die Erstbegutachtung der Grabtafel hat gezeigt, dass 400 Jahre Grabesruhe nicht spurlos an dem Stück vorüber gegangen sind. Der Schließmechanismus war festkorrodiert, das Blech verformt und spröde. Behutsamkeit und Geduld waren daher gefragt. Um die weitere Vorgangsweise perfekt abstimmen zu können, wurde beschlossen, vor dem Beginn der Restaurierung eine Computertomographie anfertigen zu lassen. Unsere langjährigen Kooperationspartner der FH OÖ Campus Wels beantworteten die diesbezügliche Anfrage noch am selben Tag positiv, und bereits am nächsten Tag konnte das Stück an Johanna Herr und Manuel Kendel übergeben werden.

Die Computertomographie lieferte perfekte Daten zu den Scharnieren und dem Verschlusshäkchen, sodass nach dem Rücktransport ins Depot in Leonding mit der Restaurierung begonnen werden konnte. Haken und Scharniere wurden unterm Mikroskop mit dem Skalpell freigelegt. Anschließend wurde der festsitzende Haken mit einem Holzkeil vorsichtig aus der Öse geklopft. Ein hinderlicher Knick durch beide Bleche konnte soweit kalt zurückgeformt werden, sodass der Öffnung nichts mehr im Weg stand. Durch vorsichtiges Betätigen der Scharniere war ihre Beweglichkeit rasch wiederhergestellt und die Platten ließen sich zumindest partiell auseinanderklappen.

Zum Vorschein kam wie erwartet die gravierte Inschrift, allerdings kaum zu entziffern, da sie von Kalkschlieren und irisierenden Oxidationsschichten bedeckt ist. Eine vollständige Öffnung würde die Lesung erleichtern, was jedoch nicht ohne Beschädigung der Scharniere möglich ist.

Bei der weiteren Restaurierung wird nun versucht, die Metalloberflächen und die Gravur wieder lesbar zu machen. Dabei werden Kalksinter und Korrosionsprodukte mechanisch abgetragen. Gearbeitet wird nass, weil die einzelnen Schichten so optisch besser voneinander zu unterscheiden sind und kein gesundheitsschädlicher Staub entsteht. Freigelegt wird so weit, bis ein homogenes Erscheinungsbild erreicht ist, keinesfalls jedoch bis überall das blanke Metall hervortritt. Die Tafel soll auch nach der Restaurierung den Eindruck eines archäologischen Fundes erwecken und nicht neu aussehen.

[Susanne Heimel, Stefan Traxler]

 

 

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